Eine liebevolle Erinnerung an Nicole Schwarz

Der Kampf gegen ein inoperables Astrozytom Grad III

Die Erstdiagnose im Mai 2009

Alles begann damit, dass Nicki im Mai 2009 über mehrere Tage Kopfschmerzen hatte. Kopfschmerzen und Nicki sind zwei Dinge, die in ihrem bisherigen Leben so gar nicht zueinander gepasst haben. Also ab zum Arzt und mal schauen, was da los ist. Es sollte der Startschuss für die schlimmste Zeit unseres Lebens werden.

Nach ersten Voruntersuchungen wurde uns im Klinikum rechts der Isar der schockierende Befund mitgeteilt: Nicki hat einen Gehirntumor. Nach dem der erste Schock überwunden war, besprachen wir mit den Ärzten das weitere vorgehen. Zunächst einmal sollte eine Biopsie gemacht werden um festzustellen, ob es sich um gutartiges- oder bösartiges Tumorgewebe handelt. Am 03. Juni 2009 wurde der Eingriff durchgeführt. Die Nachricht traf uns wie ein Schlag: Der Tumor war ein Astrozyntom Grad III am rechten Thalamus, der so ungünstig lag, dass eine Operation vollkommend ausgeschlossen war.

Die Chemo- und Strahlentherapie

Am 25. Juni 2009 beginnt für Nicki die kombinierte Radiochemotherapie. Zur Bestrahlung musste Nicki täglich ins Klinikum rechts der Isar fahren. Die Chemotherapie in Form von Themodal-Tabletten konnte sie daheim einnehmen.

Die Bestrahlung wurde bis zum 6. August 2009 durchgeführt. Zusätzlich musste sie in der Zeit noch Keppra (gegen Krampfanfälle), Fortecortin (Kortison) und verschiedene Magenschutzmittel einnehmen.

Nach dem Ende der Strahlentherapie durfte Nicki in die Fachklinik Bad Heilbrunn auf Reha. Dort war Sie vom 17. August bis 11. September 2009. Die Zeit dort hat ihr sehr gut getan und ihr ging es danach zunehmend besser. Freunde und Familie besuchten sie in der Zeit oft in der Klinik.

Weitere Probleme treten auf

Nicki am 13.10.2010 - ihr letzter Tag

(Bild: Nicki an ihrem letzten Tag, 13.10.2010)

Nach der Kur geht für Nicki die Chemotherapie weiter. Am 15. September 2009 wird bei ihr eine tiefe Beinvenenthrombose festgestellt. Von nun an muss sie sich jeden Tag zwei mal selbst mit Clexane-Spritzen behandeln. Obwohl Nicki Spritzen hasst, schafft sie es trotzdem an diese Prozedur zu gewöhnen und steht auch das weider tapfer durch. Zusätzlich muss sie zur Behandlung der Trombose nun auch noch einen Stützstrumpf tragen.

Im Oktober ging es Nicki dann zunehmend schlechter. Schwindel, Übelkeit und Gedächtnisstörungen brachten sie zurück in die Klinik und dort wurde ein Liquor-Stau festgestellt. Die Ärzte entschieden sich zu einem operativen Eingriff (Ventrikulozysternektomie), der erfolgreich verlief und nach dem es Nicki wieder ein gutes Stück besser ging. Gleichzeitig entschieden sich die Ärzte zu einer intensivierten Behandlung mit Temodal.

Im Dezember taucht dann das nächste Problem auf. Nickis rechtes Augenlied ist geschwollen und es bilden sich Bläschen an ihrer Stirn. Am 20. Dezember 2009 muss sie wieder in die Klinik und es Herpes-Ausschlag (Zoster ophthalmicus rechts) festgestellt. Sie wird bis 23. Dezember 2009 stationär behandelt und darf Weihnachten wieder zu uns nach Hause.

2010 - und keine guten Nachrichten

Anfang 2010 geht es Nicki verhältnismäßig gut. Am 27. Januar wird eine Kernspintomographie durchgeführt, um sich ein aktuelles Bild zu machen. Trotzdem es ihr besser geht, wurde ein Tumorprogress festgestellt. Die Ärzte konferieren und kommen zu keiner nennenswerten Lösung mehr. Die intensivierte Temodaltherapie wird eingestellt, eine Operation wegen der hohen Risiken ausgeschlossen und ein alternative Behandlung mit Avastin kommt ebenfalls nicht in Frage. Lediglich eine erneute Bestrahlung wird erwogen, allerdings ohne jede sichere Aussage dahingehend, ob diese Behandlung überhaupt etwas bringen würde.

Zwei Tage später muss Nicki bereits wieder in die Klinik. Diesmal hat sie eine Nesselsucht (akute generalisierte Urtikaria) erwischt. Sie bleibt wieder ein paar Tage in der Klinik und wird behandelt.

Nach einem Gespräch mit den Strahlentherapeuten entscheidet sich Nicki und die Familie einstimmig gegen eine erneute Strahlenbehandlung. Auf der Suche nach alternativen Behandlungsmethoden landen wir schließlich bei Dr. Stoiber in München, der Nicki mit einer biophysikalischen Quantentherapie helfen will. Er verspricht, den Tumor bis Jahresende deutlich zu reduzieren.

Der erste Krampfanfall

Eigentlich sollte der 15. März 2010 ein schöner Tag werden. Nicki fuhr mit ihren Eltern in das Klinikum rechts der Isar, wo eine abschließende Untersuchung der Beinvenentrombose gemacht wurde. Diesen teil der Krankheit hatte sie erfolgreich gemeistert und endlich würden die verhassten Spritzen wegfallen. Doch als sie wieder in Dachau ankam war Nicki vollkommend apathisch und desorientiert. Wir fuhren sofort ins MVZ, wo ein epileptischer Anfall diagnostiziert wurde (tonisch-klonischer Anfall).

Nicki wurde zur weiteren Behandlung sofort mit dem Rettungswagen in die Amperkinik Dachau verlegt. Dort blieb sie bis zum 22. März 2010.

Am 25. Mai 2010 gibt es gute, aber auch sehr schlechte Nachrichten. Bei einer erneuten Kontrollaufnahme von Nickis Kopf wurde festgestellt, dass der ursprüngliche Tumor deutlich kleiner geworden ist (von 50 x 35 mm auf nun 25 x 25 mm). Eigentlich ein Grund zur Freude. Doch das Schicksal meint es nicht gut mit ihr und es wird am selben Tag eine Tumoraussaat festgestellt, die sich im gesamten Liquorbereich entlang der Wirbelsäule ausbreitet und nicht behandelt werden kann.

Nicki geht es seit dem ersten Krampfanfall im März deutlich schlechter. Sie hat nun auch Probleme mit ihrem linken Auge, dass sie kaum mehr benutzen kann (Okulomotoriusparese). Vom 1. bis 3. Juni 2010 befindet sie sich noch einmal stationär im Klinikum rechts der Isar.

Der Anfang vom Ende

Nicki hat den Kampf verloren

(Bild: Nicki hat ihren Kampf verloren, 14.10.2010)

Im Juni 2010 erleidet Nicki zuhause erneut einen schweren Krampfanfall. Innerhalb weniger Minuten trifft der Rettungswagen ein und bringt sie in die Amperklinik Dachau. Dort wird sie über mehrere Tage behandelt und anschließend nach Hause entlassen.

Diesmal erholt sie sich nicht mehr richtig von den Folgen und kommt somit als Pflegefall zurück zu uns. Wir stellen ihr Pflegebett im Wohnzimmer auf, Nicki wird als Pflegestufe 2 eingestuft und jeden Tag erhalten wir Hilfe von einem Pflegedienst. In den kommenden Wochen und Monaten wird Nicki immer schwächer und ihr Körper baut zunehmend ab.

In dieser Zeit unterstützen uns viele liebe Menschen, erwähnt seien hier unser Seelsorger, Peter Heimann, der uns allen viel Halt gibt. Auch Uli, Nickis Krankengymnastin, Dr. Müller und Frau Huber (im paliativen Bereich) und die zahlreichen Freunde, die Nicki noch besucht haben, waren eine Bereicherung für ihre letzten Monate.

Am Dienstag, den 12. Oktober 2010, erleidet Nicki einen letzten Krampfanfall. Sie wird um 9 Uhr in die Amperklinik Dachau gebracht. Am Mittwoch, den 13. Otober 2010 bin ich um 20 Uhr bei Nicki. Sie schläft ruhig und friedlich in ihrem Bett. Um 21 Uhr kommt ihre Freundin babsi noch zu Besuch und ich verlasse die Klinik gegen 23 Uhr.

Am Mittwoch, den 14. Oktober 2010 ist Nickis Kampf vorbei. Gegen 2 Uhr früh schläft Sie friedlich ein. Um 2.30 Uhr erreicht uns die Nachricht über das Ende ihres Leidens.